Die Unfähigkeit zur Trennung / Loslassschmerz

Die Unfähigkeit loszulassen erstreckt sich langfristig über viele Bereiche und viele Generationen. Heute hält man sich immer eine Hintertür offen, möchte Kontakte ungerne vollständig beenden, erhält sich die Vorteile aus vielerlei Beziehungen, Liebschaften und Freundschaften. Man kennt viele, aber niemanden richtig. Social Networking macht es vor. Kinder lernen dadurch, dass massive Konflikte und Trennungen gar nicht so dramatisch sind – an der nächsten Ecke wartet ja bereits die nächste Gelegenheit. Natürlich erwächst daraus u. a. der Effekt, dass menschliche Beziehungen nicht mehr gepflegt werden. Die heute bekannten Phänomene wie hohe Trennungsquoten, Egoismus und ein oft rauer Umgang sind das Resultat – wir sprechen erneut vom Werteverfall.

Wie wir in vielen Artikeln ja bereits gelernt haben, sind die neurogenen Mechanismen im menschlichen Gehirn immer gleich. Die Unfähigkeit, Hab und Gut zu pflegen und zu reparieren, entstammt den gleichen Prozessen. Einige sprechen an dieser Stelle auch von einer Wegwerfgesellschaft. Und wie immer (ohne Ausnahme) in der Soziologie und im menschlichen Sein ist es so, dass nichts und niemand diese “Funktion” ändern oder abstellen kann. Solange genug Ressourcen oder Alternativen vorhanden sind, können wir schlicht NICHTS tun, um diese Art von Werteverfall zu beenden. Alle angedachten Maßnahmen “Man müsste halt nur ….”, “wenn ich die Macht hätte, dann würde ich …..” rühren aus emotionalen Schnellreaktionen – im Prinzip aus der allseits bekannten romantischen Verklärung.