Psychogene / neurogene Vorgänge im Menschen
*** Wichtig zu verstehen ***
Neurogene oder psychische Reaktionen des Menschen entstammen immer den gleichen Mechanismen – also den gleichen Vorgängen, die im Körper ausgelöst werden. Wir neigen dazu, diesen Umstand in Abhängigkeit von der vorliegenden Situation unterschiedlich zu bewerten. Wenn bei einer Person “ein Knopf gedrückt wird”, “ein Trigger ausgelöst wird”, wenn wir sie in eine Situation bringen, die sie in ganz bestimmter Art und Weise empfindet, dann wird die eigentliche Reaktion darauf immer gleich sein. Das ist nicht ganz leicht zu verstehen, da die äußerliche Erscheinung der Reaktion mal so und mal so sein kann. Lasst uns ein paar Beispiele anschauen.
Wenn eine Person erschreckt, dann kann das vielfältige Ursachen haben. Ob plötzlich ein LKW auf einen zurast, man im Augenwinkel einen Schatten sieht oder lediglich Post vom Amtsgericht im Kasten hat, es ist ein Schreck. Die körperlichen Vorgänge (Hormonausschüttung, Hirnströme, usw.) sind immer gleich. Um diese Vorgänge nüchtern und faktisch betrachten zu können, müssen die Umgebungsbedingungen ausgeblendet werden. Das tun wir im Alltag jedoch grundsätzlich nicht.
Bei diesem Beispiel ist das Ganze noch sehr verständlich. Schwieriger wird es, wenn man z. B. andere Werte betrachtet. Die technologische Entwicklung hat dazu geführt, dass die Welt schnelllebiger geworden ist. Egal, ob man einkaufen möchte, sich zum Ziel navigieren lassen möchte, ob ein Gerät einen technischen Defekt hat oder man eine Reise buchen will – das ganze ist schnell und vor allem ohne große Eigeninitiative gelöst. Die Apps auf dem Smartphone werden es regeln. Klingt gut, oder? Dass sich dieser Umstand in die Menschen konditioniert, damit zur bedingungslosen Gewohnheit wird und auf alle anderen Bereiche ebenso zutrifft, hat man in früheren Zeiten sicher nicht bedacht. So werden heute eben auch menschliche Beziehungen nicht “repariert” oder “gepflegt”, man kann sich ja “eine neue bestellen” (nicht wörtlich zu nehmen, ihr wisst was gemeint ist). Zusammenfassend könnte man sagen : „Immer wenn wir ad hoc selbst keine Lösung haben, liefert uns dieses Gerät eine“. Anzunehmen, dass Menschen dieses Gerät nur nutzen, wenn das auch dringend indiziert ist, war ein Irrglaube. Hier zeigt sich wieder das Gewicht des Ausgangsthemas. Ich kann einen solchen Effekt weder gewichten noch steuern (so wie auch den Schreck nicht). Ist er in einer Gesellschaft einmal manifestiert, dann erstreckt er sich über alle Themenfelder und das auch dann, wenn damit gesellschaftlich überwiegend Nachteile verbunden sind. Haben wir uns diese Wegwerfmentalität einmal angeeignet, verschieben sich werte auf allen Ebenen. Respekt und Anstand z. B. sind unnötig geworden. Wenn man sich mit jemandem zerstreitet, wartet an der nächsten Ecke schon der nächste. Wozu also höflich oder anständig sein? Der Bedarf ist schlicht nicht mehr gegeben. Dieser Wegwerfeffekt erstreckt sich in “guten” Zeiten auch über Liebesbeziehungen, Hab und Gut, Beruf, usw.
Ich denke, dieses Beispiel zeigt gut, dass sich menschliche / psychogene Eigenschaften nie nur auf einen Bereich konzentrieren, sondern immer in die Breite gehen. Wenn wir Menschen analysieren, erziehen oder bilden, sollten wir immer im Blick haben, auf welche Sektionen sich das ganze auswirken kann.
Noch viel schwieriger wird es, wenn die Mechanismen (die gedrückten Knöpfe) augenscheinlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Die Natur hat bei Lebewesen so viele dieser Mechanismen (die Arterhaltung z. B.) installiert, dass wir von außen oft nicht sehen, was alles durch diesen Mechanismus gesteuert und ausgelöst wird. In einigen weiteren Artikeln berichten wir über weitere dieser Vorgänge der Natur.